Bei diesem Wetter lassen wir vom Gartenteam ruhigen Gewissens den Garten ruhen. Ein Spaziergang lohnt sich trotzdem immer, denn die Struktur und die Architektur des Liebermann-Gartens treten in schwarz-weiß besonders gut hervor.
In dieser Jahreszeit schauen wir uns aber auch gern andere Gärten und interessante Orte an und treffen uns alljährlich zu unserem traditionellen Neujahrsspaziergang im Januar. Einige unserer Ausflugsziele waren bisher die Alexandrowka in Potsdam, der Gleisdreieckpark in Kreuzberg, das Tropengewächshaus im Botanischen Garten, das historische Viertel rund um den Gendarmenmarkt, das Gutshaus Neu-Kladow oder die Landhauskolonie Bad Saarow am Scharmützelsee, die wir in diesem Jahr zum zweiten Mal besuchten.
Aus einem ehemaligen Waldgebiet am Scharmützelsee entstand hier eine moderne Landhaussiedlung für wohlhabende Berliner, Künstler und Geschäftsleute. Der Gartenarchitekt Ludwig Lesser (1869-1957) hatte 1906 zusammen mit dem Architekten Emil Kopp den Auftrag zur Gestaltung der Kolonie von der Landbank AG Berlin erhalten. Lesser war ein leidenschaftlicher Anhänger der Volksparkbewegung und konnte seine Gestaltungsgrundsätze, die von großem Respekt gegenüber der Natur und den Menschen geprägt waren, in dieser Kolonie verwirklichen.
Bad Saarow entwickelte sich infolge dessen zu einem beliebten Luftkur- und Seebadeort und Ausflugsziel für Wassersport liebende Berliner. Viele Künstler und Unternehmer ließen sich hier ein Landhaus erbauen. Zu ihnen gehörten unter anderen Ernst Lubitsch, Käthe Dorsch, Anny Ondra nebst ihrem prominenten Mann Max Schmeling und der Maler Wilhelm Kohlhoff mit seiner Frau Catherine, die ebenfalls Malerin war. Kohlhoff war Mitglied der Berliner Sezession und mit Lovis Corinth und Max Liebermann befreundet.
1939 kam mit Beginn des 2. Weltkriegs der Kur- und Badebetrieb zum Erliegen. 1945 erklärte die sowjetische Armee das Gebiet zur militärischen Sperrzone. 1994 räumten die GUS-Truppen schließlich den Kurpark. Bad Saarow erhielt 1995 seine Anerkennung als Heilbad, 2006 wurde der historische Bahnhof mit Spendengeldern rekonstruiert und der Ort entwickelte sich wieder zu einem wichtigen Zentrum für Gesundheit und Erholung.
In diesem Zusammenhang haben wir bei unserem jetzigen Besuch ein zukunftsweisendes Modellprojekt für Wohnen, Pflege, Gesundheit und Meditation kennengelernt. Dort wurden wir als Gartenteam der Liebermann-Villa sehr herzlich empfangen. Dorothea Meixner vom Zentrum für „Spiritual Care“ führte uns durch das Haus und die Außenanlagen, einem japanischen Zen-Garten. Ganz schön durchgefroren, aber auch glücklich und bereichert von den interessanten und freundlichen Ereignissen des Tages, kehrten wir am Abend nach Berlin zurück. Jetzt treffen wir uns noch einmal im Februar zur Planung des kommenden Gartenjahres und dann geht es ja auch schon bald wieder los im Liebermann-Garten.
Autorin: Kirsten Plathof
Kirsten Plathof ist Gärtnermeisterin der Liebermann-Villa