Geschenke auf jeden Fall, Weihnachtsbaum vielleicht, Weihnachtslieder wohl eher nicht. – Mit schöner Regelmäßigkeit tauchen gegen Ende des Jahres bei uns die Fragen auf, was machte eigentlich Max Liebermann, der die jüdische Herkunft seiner Familie in Ehren hielt, an Weihnachten und was machen wir als Liebermann-Villa mit dem Fest? Einfach übergehen, an Chanukka denken oder uns mit verlegenen „Season’s Greetings“ aus der Affäre ziehen?
Max Liebermann selbst war da viel entspannter. Am 21. Dezember 1908 schrieb er an seinen Freund Alfred Lichtwark: „Ich feiere alle Feste, christliche, jüdische, mohammedanische mit“. Auch wenn das mit den islamischen Festen um eines guten Spruchs willen sicher nur behauptet war, eines steht fest: Weihnachten hat Liebermann gefeiert, vermutlich als säkulares Familienfest mit gutem Essen und schönen Geschenken. Von Otto Hermann Claass, einem Königsberger Kaufmann, bekam der Maler zu jedem Weihnachtsfest eine Königsberger Marzipantorte geschickt. Ob Liebermann, der einen kräftigen Braten zu schätzen wusste, eine Freund von Gänsebraten war, können wir hieraus leider nicht ableiten. Ebenso wenig wissen wir, ob und wo im Liebermann-Haus ein Weihnachtsbaum stand. Aber da es Geschenke gab, wird es wie in anderen Berliner Stuben vielleicht auch am Pariser Platz Nr. 7 einen Baum gegeben haben, unter dem die Gaben Platz fanden.
Das prominenteste Weihnachtsgeschenk im Hause Liebermann kennen Sie übrigens schon. Es war der Otter-Brunnen von August Gaul, den Liebermann 1909 seiner Frau Martha zu Weihnachten schenkte – ein keineswegs uneigennütziges Präsent, hatte er den Brunnen doch von vornherein für seinen Wannseegarten eingeplant. Möglich also, dass das 49cm große Bronzetier einmal mit roter Schleife im Schatten einer nadelnden Tanne im Hause Liebermann gestanden hat.
Mit Liebermanns Worten verbleibe ich „Ihnen und den Ihrigen vergnügliche Festtage wünschend“
Ihr Martin Faass.
Autor: Dr. Martin Faass
Dr. Martin Faass ist Museumsleiter der Liebermann-Villa am Wannsee