Im dritten Teil unserer Gastblogging-Reihe „Wir feiern Liebermann!“ widmet sich Klara Scheuren, ehemalige wissenschaftliche Volontärin am Museum Kunst der Westküste auf Föhr, Liebermanns Werk „Tennisspieler am Meer – 1. Fassung“ (1901) aus der Sammlung des MKdW. Das Gemälde ist eines der gefragtesten Leihgaben und war Teil zahlreicher Ausstellungen.
2017 war es das Titelbild der Schau „Max Liebermann – Vom Freizeitvergnügen zum modernen Sport“ in der Kunsthalle Bremen in Kooperation mit der Liebermann-Villa. Der öffentliche Raum war „gepflastert“ mit dem Motiv und die Ausstellung ein großer Erfolg.[...]Mehr
Die Uhren sind umgestellt, es bleibt am Abend endlich länger hell, die Sonne scheint und die Temperatur steigt: Keine Frage, der Sommer ist auf dem Weg!
Mit dem Sommer kommen natürlich auch die großen Sportveranstaltungen des Jahres, seien es die Leichtathletik-Weltmeisterschaften in London, die Tennisturniere von Roland-Garros und Wimbledon oder die Ruderwettkämpfe in Sarasota. Doch der Sommer ist nicht nur für Spitzensportler da. Auch die körperlich unbegabtesten unter uns spüren zu dieser Jahreszeit den Impuls, die Tennisschläger auszugraben, die Fahrradreifen aufzupumpen und die Wanderschuhe abzustauben. Kurz gesagt – an die frische Luft hinauszugehen und sich ein wenig im Freien zu bewegen.
In der Tat waren es auch solche Tätigkeiten, die – mit Freunden und Familie im Urlaub oder an den Wochenenden ausgeübt – zu Liebermanns Zeit als „Sport“ angesehen wurden. Im Laufe des 19. Jahrhunderts entdeckte die wachsende europäische Mittelschicht ein neues Phänomen: die Freizeit, und diese Zeit wollte gefüllt werden. Die Menschen suchten nach einer Abwechslung zum Berufsleben und zum Bewegungsmangel des Alltags. Die neue Idee vom „Sport“ traf hier den Nerv der Zeit: „Spiel, Unterhaltung, vorzugsweise eine solche Belustigung, die im Freien vor sich geht und mit Körperübung verbunden ist“, wie es der Brockhaus von 1895 definiert.
Die Darstellung von Freizeitvergnügungen war Liebermanns große Leidenschaft. Ab 1900 stellte er Freizeitszenen: die Konzertbesucher im Opernhaus Unter den Linden, die Spaziergänger im Tiergarten sowie die Ausflügler in den Caféterrassen rund um den Wannsee. In dieser Zeit entdeckte er auch den Sport.
Unsere neue Sonderausstellung Max Liebermann und der Sport: Reiten, Tennis, Polo, bietet einen Überblick dieser Werkgruppe. Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Bremen vorbereitet, wo sie im letzten Winter zu sehen war, und ist die erste, die sich mit Liebermanns Sport-Bildern beschäftigt.
Die Bilder der Ausstellung stammen aus den Jahren zwischen 1895 und 1931 und zeigen die verschiedenen Formen der „Belustigung im Freien“, die Liebermann in der zweiten Hälfte seiner Karriere aufs Papier oder auf die Leinwand brachte. Das Lawn-Tennis zum Beispiel. Das Spiel, das im Jahr 1874 zum ersten Mal in Deutschland gespielt wurde, war ein Import aus England. Innerhalb kürzester Zeit wurde es zur Mode: beim Adel und beim gehobenen Bürgertum. Auch Liebermanns Tochter Käthe spielte Tennis. Der Künstler schrieb 1900 an einen Freund, etwas genervt: „Sie ist doch nicht allein dem Vergnügen wegen auf der Welt, auch kann sie nicht den ganzen Tag Lawn-Tennis spielen!“. Liebermanns Ärger änderte aber nichts daran, dass das Spiel kurz darauf in seinen Bildern zu sehen war.
Der Pferdesport spielt ebenfalls eine wichtige Rolle für Liebermanns Darstellungen der Freizeit – das Polospiel ebenso wie das Hindernisrennen. Seine Bilder von den Polospielern im Hamburger Jenischpark und dem Rennen in den Florentiner Cascinen zeigen besonders schön den Einfluss der französischen Impressionisten, deren Bilder Liebermann selber besaß, insbesondere den Einfluss von Edgar Degas. In der Ausstellung zeigen wir neben Liebermanns Pferdesportbildern zwei Werke von Degas, um die Verbindungen zwischen den beiden Künstlern zu verdeutlichen.
Weitere Räume der Ausstellung sind dem Segelsport am Wannsee und dem Baden gewidmet. Damit bietet die Schau nicht nur eine neue Perspektive auf Liebermanns Kunst, sondern auch eine geschichtliche Übersicht über die Anfänge des Sports in Deutschland. Und wer weiß: Vielleicht bekommen Sie bei Ihrem Ausstellungsrundgang sogar neue Ideen für Sportarten, die Sie in diesem Sommer noch ausprobieren könnten!
Autorin: Dr. Lucy Wasensteiner
Dr. Lucy Wasensteiner ist wissenschaftliche Volontärin der Liebermann-Villa am Wannsee
Die Ausstellung Max Liebermann und der Sport: Reiten, Tennis Polo ist noch bis zum 26. Juni 2017 in der Liebermann-Villa zu sehen.
Am letzten Samstag wurde in der Kunsthalle Bremen eine großartige Liebermann-Ausstellung eröffnet: Max Liebermann – Vom Freizeitvergnügen zum modernen Sport. Diese Ausstellung ist in Kooperation mit der Liebermann-Villa am Wannsee entstanden und wird im kleineren Format ab 19. März 2017 auch in der Liebermann-Villa in Berlin zu sehen sein.
Die Kunsthalle Bremen ist schon in der Vergangenheit immer wieder mit großen Liebermann-Ausstellungen hervorgetreten. Die letzte vor 21 Jahren trug den Titel „Nichts trügt weniger als der Schein“ – Max Liebermann der deutsche Impressionist. Wie den Freunden der Liebermann-Villa spätestens seit unserer Ausstellung Die Papageienallee am Wannsee wohl bekannt ist: Die Kunsthalle Bremen hat eine hervorragende Liebermann-Sammlung. Den Grundstein hierfür legte der legendäre Direktor der Kunsthalle, Gustav Pauli, der mit Max Liebermann persönlich gut bekannt war. Diese enge Verbindung zwischen Liebermann und Bremen war auch der Grund dafür, dass im Jahr 2000 die stellvertretende Direktorin der Kunsthalle Bremen, Dr. Dorothee Hansen, in den wissenschaftlichen Beirat der Max-Liebermann-Gesellschaft gebeten wurde, der die Liebermann-Villa seither fachlich begleitet.
In einer Sitzung dieses Gremiums stellte Dorothee Hansen ihre Idee zu einer Ausstellung über „Liebermann und der Sport“ zum ersten Mal vor. Schnell entwickelte sie daraus ein konkretes Konzept. Gemeinsam fassten wir den Plan, die Ausstellung als Kooperationsprojekt zwischen der Kunsthalle Bremen und der Liebermann-Villa zu realisieren.
Als größerer Partner und erste Station übernahm die Kunsthalle Bremen die Leihanfrage-Korrespondenz und die gesamte Ausstellungsorganisation. Hier tat sich in Bremen die dem Projekt zugeordnete junge Kollegin Dr. Lena Schrage besonders hervor. Die Liebermann-Villa steuerte ihre Fachkompetenz und eigene Leihgeberkontakte zum Projekt bei und konnte einige wichtige Leihgaben sichern helfen. Neben den Gemälden, Pastellen und Zeichnungen von Liebermann sind zum Vergleich Werke von Zeitgenossen zu sehen: Gustave Caillebotte, Henri de Toulouse-Lautrec, Edgard Degas, John Lavery, Max Slevogt und Renée Sintenis. Mit Leihgaben aus Stockholm, Washington und Winterthur bietet die Ausstellung einen hervorragenden Überblick über das Thema.
Im Hinblick auf die deutlich unterschiedliche Größe der Ausstellungsflächen in der Kunsthalle Bremen und der Liebermann-Villa, wurde die Ausstellung von Anfang an in zwei Formaten geplant: mit 150 Objekten für Bremen und mit 45 für Berlin. Die jetzt in Bremen eröffnete Ausstellung beginnt mit einem großen Saal über Liebermanns Werk vor der Auseinandersetzung mit dem Sport. Diesen Saal werden wir für Berlin ebenso wenig übernehmen wie den großen Saal am Ende der Bremer Ausstellung, in dem Dorothee Hansen eine exzellente Auswahl von Boxerdarstellungen versammelt. Diese Werke markieren das Ende des bürgerlichen Freizeitvergnügens, wie wir es aus Liebermanns Bildern kennen, in den zwanziger Jahren. Auch das in Bremen mit großartigen Leihgaben besetzte Kapitel „Reiten am Strand“ lassen wir in Berlin aus, da wir es in der Ausstellung Max Liebermann am Meer 2011 schon einmal in ganzer Breite präsentiert hatten. Für Berlin werden wir uns ganz auf die übrigen Kapitel der Ausstellung konzentrieren und diese in thesenhaft verknappter Form präsentieren: Badende, Pferderennen, Polospiel, Tennis und Segeln. Dabei werden alle wichtigen Werke auch in Berlin zu sehen sein. Es gibt sogar einzelne Spitzenstücke, die aus organisatorischen oder konservatorischen Gründen nur in der Liebermann-Villa zu sehen sein werden, so zum Beispiel das Gemälde Vor dem Start, um 1879, von Edgard Degas.
Der umfangreiche Katalog, der im Hirmer Verlag München erschienen ist, wurde gemeinsam erarbeitet. Er hat 200 Seiten, ist reich bebildert und ab sofort auch im Museumsshop der Liebermann-Villa erhältlich.
Die Eröffnung in Bremen war ein großes Fest. Als Schirmherr der Ausstellung begrüßte der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK), Alfons Hoermann. Dorothee Hansen führte als Kuratorin kompetent in das Thema der Ausstellung ein. Direktor Christoph Grunenberg übernahm den Dank und dankte nicht nur dem Team seines Hauses, den Sponsoren und den Leihgebern, sondern ausdrücklich auch der Liebermann-Villa am Wannsee für die gute Kooperation.
Die Ausstellung Max Liebermann – Vom Freizeitvergnügen zum modernen Sport ist in der Kunsthalle Bremen noch bis zum 26. Februar 2017 zu sehen und kommt ab dem 19. März 2017 in die Liebermann-Villa am Wannsee.
Autor: Dr. Martin Faass
Dr. Martin Faass ist Direktor der Liebermann-Villa
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