4 Millionen warten auf den nächsten Sonntag

Im Rahmen unserer Ausstellung „Streit am Wannsee“ hat das Literarische Colloquium in Kooperation mit der Liebermann-Villa am vergangenen Montag den Film Menschen am Sonntag gezeigt.

Schauspieler Hanns Zischler und der Direktor der Liebermann-Villa, Dr. Martin Faass, am Montag bei der Diskussion zum Film “Menschen am Sonntag” im Literarischen Colloquium

Menschen am Sonntag ist ein sehenswerter Stummfilm von Robert Sidomak und Edgar G. Ulmer, der auf einem Drehbuch von Billy Wilder basiert. Sie alle waren damals Newcomer im Filmgeschäft und wollten dem melodramatischen Stummfilm ihrer Zeit eine moderne Erzählung ohne Stars und Kulissen entgegensetzen. Der Film entstand in Berlin im Jahr 1929 und handelt von vier jungen Menschen, die nach einer langen Arbeitswoche u.a. als Taxifahrer, Verkäuferin oder Weinvertreter einen typischen Großstadt-Sonntag verbringen. Der Film enthält viele authentische und sehr sehenswerte Berlin-Aufnahmen, die in einer wilden Collage das Leben einer Großstadt einfangen: von Parkanlagen, Straßenszenen, Blicken aus der Stadtbahn oder vom Badetrubel im Strandbad Wannsee. Durch die Mischung von dokumentarischen Aufnahmen und Spielszenen mit Laiendarstellern und durch die auf starke Kontraste setzende Lichtführung bei der Charakterisierung der Figuren ist Menschen am Sonntag ein frühes Beispiel für den Realismus im Film. [...]  Mehr

Max Beckmann und Waldemar Rösler: Eine unvollendete Freundschaft

„Hast du gelesen“, schrieb Max Beckmann am 21. Dezember 1916 an seine Frau Minna, „dass, erschrick nicht, Rösler gestorben ist? (…) Der arme Kerl. Ein Stück unserer Jugend geht damit auch hin!“

Schon vor ihrem ersten Treffen waren die Lebenswege von Beckmann und Rösler bemerkenswert ähnlich. Beide waren Anfang der 1880er Jahre in mittelgroßen ostdeutschen Städten geboren: Rösler 1882 in Dresden, Beckmann 1884 in Leipzig. Wie damals üblich erhielten beide Künstler eine akademische Ausbildung: Beckmann in Weimar und Rösler in Königsberg. Und beide haben im Jahr 1906 Künstlerinnen geheiratet, die sie an der Akademie kennengelernt haben: Rösler, die in Ostpreußen geborene Oda Hardt, und Beckmann, die Malerin Minna Tube. Kurz nach dem Studium wurden Rösler und Beckmann in ähnlicher Weise von der Kunstmetropole Berlin angelockt und konnten sich nur Wohnungen in den Vororten leisten: Beckmann in Hermsdorf, und Rösler in Lichterfelde. Trotz finanzieller Schwierigkeiten gründeten beide Künstlerpaare in Berlin ihre Familien. Die Zwillinge von Oda und Waldemar Rösler wurden 1907 geboren, Max und Minnas Sohn Peter im Jahr 1908. [...]  Mehr