In der Museumslandschaft sind Videoclips mittlerweile gern und oft genutztes Medium, um Stammgästen und potenziellen Neubesuchern prägnante, aber vor allem auch emotionsweckende Eindrücke der einzelnen Häuser zu vermitteln. Und welches Portal würde sich besser für eine möglichst weitreichende Verbreitung dieser Clips eignen als der „Publikumsliebling“ YouTube, der in der Freizeit meistgenutzte soziale Medienkanal in Deutschland? Nutzer können hier aus unzähligen Videos zu nahezu jedem musealen Themenbereich wählen – und neben eher gebräuchlicheren Angeboten wie Ausstellungstrailern, Dokumentationen oder Rundgängen bieten auch unkonventionelle Formate (wie bspw. eine Talkshowreihe mit „sprechenden“ Gemälden des Frankfurter Städel) spannende mediale Einblicke in den Museumsbetrieb.
Auch die Liebermann-Villa verfügt über einen eigenen YouTube-Kanal, auf dem man sich kurze Videos zu aktuellen Ereignissen des Hauses am Wannsee anschauen kann. Dabei handelt es sich um ganz unterschiedliche Filme, die die Entwicklung des Ensembles aus Museum, Künstlerhaus und Garten dokumentieren, darunter ein zweiminütiges Kurzportrait der Villa sowie Filme zur Wiederherstellung der Heckengärten, zur Neupflanzung des Liebermann’schen Kastanienbaums und zur 2015 gezeigten Ausstellung „Liebermann und Van Gogh“.
Und darum stand es natürlich außer Frage, dass nun, zum zehnjährigen Jubiläum der Eröffnung der Liebermann-Villa als Museum im Jahr 2006, wieder ein Beitrag für die hauseigene ‚Mediathek‘ erarbeitet werden sollte. Unter dem Titel „10 Jahre Liebermann-Villa: Künstlerhaus, Museum, Garten“ lassen die Vorstandsmitglieder Prof. Dr. Rolf Budde, Wolfgang Immenhausen und Beate Großmann sowie der Direktor des Hauses, Dr. Martin Faass, die Zuschauer an ihren ganz persönlichen Erinnerungen aus den letzten Jahren teilhaben.
Doch halt! Was am Ende natürlich keiner sieht, sind die Vorgänge hinter der Kamera, das „Making of“ sozusagen – und damit einhergehend auch die ein oder anderen Überraschungsmomente, auf die alle beteiligten Akteure zu reagieren hatten. Als Praktikantin der Liebermann-Villa durfte ich das Unternehmen „Film“ von Anfang an hautnah begleiten – und kann an dieser Stelle ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern…
Die Basis des Films bilden die Interviews. Deshalb mussten zunächst die Plätze der jeweiligen Aufzeichnungen sorgfältig bestimmt werden: Der Kamin in der Diele, das Atelier im Obergeschoss, das Gärtnerhäuschen und die Gartenanlage sollten als ebenso repräsentative wie stimmungsvolle Gesprächsorte dienen. Doch was die Außenaufnahme betraf, machte uns das launische Aprilwetter am Drehtag spontan einen Strich durch die Rechnung, so dass der Garten als Drehort nicht mehr zur Verfügung stand. Daher musste sich Wolfgang Immenhausen (statt eines sonnigen Fleckchens Natur) schließlich mit dem verhangenen Ausblick vom Kaminzimmer in den Garten in seinem Rücken zufrieden geben.
Auch das Interview von Professor Budde verlief, was die Umgebung angeht, nicht ganz störungsfrei – die ‚Ausdauer‘ des Kaminfeuers und die Laune des bisher eher ruhigen Nachbarhundes waren nicht so verlässlich wie gewünscht, und erst als diverse Male Holz nachgelegt und einzelne Interviewfragen wiederholt waren, konnte das Gespräch erfolgreich abgeschlossen werden.
Glücklicherweise ließen sich die Protagonisten aber von alldem nicht irritieren, und dank der Professionalität der Beteiligten hinter der Kamera waren sämtliche O-Töne letztendlich auch sicher im Kasten. Was nun folgte, war allerdings nicht weniger mühsam als die bisherigen Abläufe. Nach der langwierigen Niederschrift der Interviews mussten zunächst die wichtigsten Aussagen herausgefiltert werden, um diese danach in thematische Kapitel zu ordnen – das „Puzzeln“, wie Dr. Faass diese Phase scherzhaft nannte. Wie ich dann feststellen musste, beschreibt dieses Wort die Tätigkeit jedoch ziemlich genau: Bewaffnet mit Schere und Textmarkern, fand ich mich vor unzähligen Seiten Interviewtext wieder, und der Konferenztisch entpuppte sich trotz seiner beachtlichen Länge immer noch als zu kurz für all die vielen Textschnipsel, für die am Ende ein Platz gefunden werden sollte. Kein Wunder, dass die addierte Redezeit am Ende eine Filmlänge von über 25 Minuten ergab – bei einer vorgesehenen Endlaufzeit von etwa 15 Minuten also leider deutlich mehr als geplant!
Kürzen, kürzen und – Sie ahnen es – nochmals kürzen war also Programm, und durch konsequentes Zusammenstreichen und Umgruppieren einzelner Themenabschnitte konnte zu guter Letzt eine deutlich strafferer, aber ebenso aussagekräftiger Textstrang erarbeitet werden. Um die Aussagen der Gründungsmitglieder zu veranschaulichen, wurden den Interviewaufnahmen ausgewählte Fotos und Dokumente aus dem Archiv der Villa zugeordnet und einzelne Passagen durch bewegtes Material ergänzt. Die professionelle Komposition von Interviewtönen und Bildern im Schnitt schloss daran an, und das Ergebnis der ganzen Arbeit, der fertige Film, rückte damit endlich in greifbare Nähe.
Wenige Tage später stand dann die erste Version des Jubiläumsfilmes bereit. Vollständig mit grafischen Details und Musik versehen, wurde er den kritischen Blicken des Teams präsentiert. Zur Freude aller bedurfte es nur noch weniger Korrekturen und der abschließenden Tonmischung, um aus dem Rohschnitt eben jenen fertigen Film zu machen, der sich Ihnen, dem Publikum, nun seit wenigen Tagen auf der Homepage der Villa und auf YouTube präsentiert.
Übrigens: Neben der deutschen Ausgabe steht auch eine englischsprachige Fassung zur Verfügung, so dass sich Interessierte auf der ganzen Welt mit der zwar noch jungen, dafür aber umso bewegteren Geschichte des Museums befassen können.
In diesem Sinne bleibt mir zum Schluss dieses Beitrags nur noch zu sagen: Film ab – und viel Spaß beim Zuschauen!
Autorin: Lena Drobig
Lena Drobig B.A. ist Praktikantin der Liebermann-Villa. Sie studiert im Masterstudiengang Europäische Kulturgeschichte an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder).