London 1938 – Wiener Library eröffnet dokumentarische Station der Ausstellung in London

Am 13. Juni konnten wir nach zweijähriger Vorbereitung in London die erste Station unseres Ausstellungsprojektes „London 1938“ eröffnen. Hierbei handelt es sich um den dokumentarischen Teil eines auf zwei Stationen angelegten Projektes, das von der Liebermann-Villa initiiert wurde. Ort des Geschehens war die Wiener Library, eines der ältesten und weltweit bedeutendsten Archive zum Holocaust und der Zeit des Nationalsozialismus. Das von Dr. Alfred Wiener gegründete Archiv befindet sich heute in einem Gebäude am Russel Square im Universitätsviertel in Camden, mitten in London.

Vor 80 Jahren fand im Juli 1938 in London die Ausstellung Twentieth Century German Art statt: nicht nur die bis heute größte Ausstellung deutscher Moderne in England, sondern auch die größte internationale Antwort auf die Münchner Propagandaschau „Entartete Kunst“. Die Ausstellung enthielt mehr als 300 Meisterwerke der deutschen Moderne. Der Maler Max Liebermann war in der Londoner Ausstellung mit 22 Werken sehr gut vertreten. Seine Witwe Martha Liebermann war als Leihgeberin persönlich an der Ausstellung beteiligt. Grund genug für die Liebermann-Villa, der Londoner Schau Twentieth Century German Art eine Ausstellung und einen umfangreichen wissenschaftlichen Katalog zu widmen. Grundlage für das von der Liebermann-Villa initiierte Projekt sind die Forschungen von Dr. Lucy Wasensteiner, die über das Thema promoviert hat und als wissenschaftliche Volontärin für die Villa tätig war. Frau Dr. Wasensteiner hat jetzt die Leitung des Projektes übernommen. Aufgrund der internationalen Bedeutung des Projektes, das unter der Schirmherrschaft des britischen Botschafters in Berlin steht, Sir Sebastian Wood, haben wir von Anfang an eine Kooperation mit einer Londoner Institution angestrebt und in der Wiener Library einen idealen Partner gefunden.

Die Ausstellung in der Wiener Library ist dokumentarisch ausgelegt und macht mit einer präzisen Auswahl historischer Dokumente, umfangreich illustrierten Wandtafeln und einigen originalen Kunstwerken die nationalsozialistische Verfolgung der Moderne, die Emigration von Künstlern und die Geschichte von Twentieth Century German Art anschaulich.

Barbara Warnock von der Wiener Library bei der Eröffnungsrede. Im Hintergrund Dr. Lucy Wasensteiner (2. v.l.) und die Bürgermeisterin von Camden Jenny Headlam-Wells (stehend mit Amtskette).

Auf der Eröffnung sprachen der Direktor der Wiener Library, Ben Barkow, Kuratorin der Wiener Library, Barbara Warnock, die Bürgermeisterin des Stadtbezirks London-Camden und der berühmte Kinderbuchautor und ehemalige BBC-Redakteur Michael Rosen. Für die Liebermann-Villa sprach Dr. Lucy Wasensteiner. Direktor Barkow dankte der Liebermann-Villa für die Initiative zum gemeinsamen Projekt und für die gute Zusammenarbeit. Unter den Anwesenden waren der ehemalige britische Botschafter in Deutschland Sir Simon McDonald, Vertreter der deutschen Botschaft, Kollegen des British Council und viele Freunde und Förderer der Library. Das Presseecho war enorm: Sowohl die Times als auch der Guardian berichteten. Ein guter Auftakt für die große Ausstellung in der Liebermann-Villa „London 1938. Mit Kandinsky, Liebermann und Nolde gegen Hitler“, in der ab dem 7. Oktober 2018 mit Werken von Alexander Archipenko, Willi Baumeister, Wassili Kandinsky, Oskar Kokoschka, Ernst Ludwig Kirchner, Paul Klee und Emil Nolde insgesamt 30 Originale aus der Londoner Ausstellung zu sehen sein werden.


Autor: Dr. Martin Faass

Dr. Martin Fass ist Direktor der Liebermann-Villa.

“Defending ‘Degenerate’ German Art” – Dokumentarische Ausstellung in der Wiener Library (29, Russel Square, London) bis zum 14. September 2018.

Die Liebermann-Villa zeigt die Kunst-Ausstellung “London 1938 – Mit Kandinsky, Liebermann und Nolde gegen Hitler” vom 7. Oktober 2018 bis 14. Januar 2019.