Das kommt mir nicht in die Tüte!

Seit dem 1.Juli gilt in Deutschland die freiwillige Selbstverpflichtung des Handels, Plastiktüten an Kunden nur noch gegen eine Gebühr abzugeben. Auf diese Vereinbarung hat sich der Handelsverband Deutschland (HDE) mit dem Bundesumweltministerium geeinigt. Über 240 Unternehmen sind dem Verband angeschlossen, von der Vereinbarung sind somit vorerst rund 60% der Tüten im Einzelhandel betroffen. Geht man in diesen Tagen einkaufen, wird man selbst schnell Zeuge davon, wie deutlich spürbar diese neue Regelung bereits in den Geschäften Einzug gehalten hat.

Da kann und darf natürlich die Liebermann- Villa keinesfalls hintenan stehen! Und so bekommt seit kurzem auch bei uns im Museumsshop nur diejenige Besucherin/ derjenige Besucher unsere wunderschöne Liebermann-Villa-Tüte, die/der ein Entgelt von € 0,20 an der Kasse entrichtet.

Plastiktüten
Die Liebermann-Plastiktüten werden künftig nur
auf Wunsch und gegen eine Schutzgebühr ausgegeben!

Tatsächlich bin ich selbst der Typ Mensch, der mitunter jahrelang besonders schöne oder ausgefallene Plastik- oder Papiertüten aufbewahrt – ich habe ein Faible für gutes Design! Ich war auch eher eine Verfechterin der Meinung, dass ein gelungener Kauf mit einer ebenso geschmackvollen Plastiktüte abgeschlossen bzw. belohnt gehört. Sicher geht es da vielen unserer Besucherinnen und Besucher ganz ähnlich: Man steckt in einer Zwickmühle zwischen ökologischem Bewusstsein auf der einen und dem Wunsch nach einer ästhetischen Tragehilfe – auch als Ausdruck des Servicegedankens – auf der anderen Seite.

Vielleicht kann genau dabei die neue Regelung helfen! Sie zwingt zum Innehalten und zur bewussteren Entscheidung für eine Tüte als bisher, als man in vielen Läden seinen Kauf automatisch in einer Plastiktüte überreicht bekam. Brauche ich jetzt diese Plastiktüte wirklich? Und wenn ja, okay, dann zahle ich den Betrag von € 0,20. Oder ich gehe dazu über – wie es schon jetzt viele machen – grundsätzlich einen eigenen Beutel in der Handtasche oder dem Rucksack dabei zu haben.

Nur noch einmal zur Erinnerung: 6 Milliarden Kunststofftragetaschen pro Jahr werden in Deutschland herausgegeben! Das heißt, dass jeder Deutsche derzeit ca. 73 Tüten verbraucht. Allein in Berlin waren es bislang pro Tag 600.000 Stück! Der Kunststoff zersetzt sich laut Schätzungen erst in 500 Jahren oder überhaupt nicht; oftmals landet er in Bäumen und Sträuchern oder gar in den Mägen von Fischen oder Vögeln, die die Tüte als Nahrung verkennen und daran verenden.

In den USA wurde gerade am Dienstag der: „Tag der Papiertüte – der US-amerikanische National Paper Bag Day“ gefeiert: Vielleicht sind wir irgendwann ja auch soweit; es muss ja nicht gleich ein Feiertag gekürt werden. Und auch europäische Vorbilder gäbe es zu vermelden: Die Iren sind sehr, sehr weit in der Tütenfrage…


Autorin: Dina Schlote

Dina Schlote leitet den Museumsshop der Liebermann-Villa