London 1938: Konferenz “Sites of Interchange” im Courtauld Institute, London

So häufig wie am letzten Sonnabend ist der Name „Liebermann-Villa“ in London wohl noch nie gefallen. Am 2. und 3. November 2018 fand im Courtauld Institute of Arts die Konferenz „Sites of Interchange. Modernism, Politics and Culture in Britain und Germany, 1919-1951“ statt, die Teil des internationalen  Rahmenprogramms unserer aktuellen Ausstellung „London 1938“ war. Veranstaltet wurde die Konferenz als Kooperation zwischen der Liebermann-Villa Berlin, der Wiener Library London und des Courtauld Institute of Arts. Das Courtauld Institute ist ein zur Londoner Universität gehörendes Institut für Kunstgeschichte, das im noblen Sommerset House, einer großen klassizistischen Gebäudeanlage am Ufer der Themse, untergebracht ist. Es verfügt über eine eigene Kunstsammlung, die bedeutende Bestände insbesondere des französischen Impressionismus umfasst.

Das Courtauld Institute in der Londoner Innenstadt

Die von der Liebermann-Villa initiierte Konferenz fand im Kenneth Clark Lecture Theatre statt, einem Vorlesungssaal mit ansteigenden Reihen, der bis auf den letzten Platz besetzt war. Die Sprecher waren aus den USA, Großbritannien und aus Deutschland angereist. Ihre Beiträge boten ein hoch interessantes, vielfältiges Themenspektrum: Die Lebensumstände von Künstlern, Architekten und Kunsthändlern im britischen Exil, unter ihnen Oskar Kokoschka, Ernst Ludwig Freund und Ludwig Meidner, wurden ebenso beleuchtet wie die Unterschiede und Wechselbeziehungen zwischen Deutschland und Großbritannien bei der Stadtplanung und im Spielzeugdesign sowie die Geschichte des Anglo-German Clubs in London, der Ende der 1920er Jahre eine wichtige Plattform des interkulturellen Austausches darstellte. Geleitet wurde die Konferenz von Dr. Lucy Wasensteiner, Kuratorin der Ausstellung in der Liebermann-Villa, und Dr. Robin Schuldenfrei vom Courtauld Institute. Mir blieb die Aufgabe, in einer „Welcome Address“ allen Beteiligten zu danken und den Bogen zu unserer Ausstellung in der Liebermann-Villa zu schlagen. [...]  Mehr

London 1938 – Mit Kandinsky, Liebermann und Nolde gegen Hitler

Die Spezialtransporte kamen aus ganz Europa, aus Stockholm, Edinburgh, Paris, Basel und allen Teilen Deutschlands. Und fast jedes der Spitzenwerke kam mit einer Kurierin, einer Museumsmitarbeiterin, die besonders wertvolle Leihgaben auf ihrer Reise zum Ausstellungsort begleitet. Das ist dann keine Lustreise, wenn die Kuriere auf dem Lastwagen mitfahren und mit Zwischenstation, bei der das Fahrzeug in ein Sicherheitslager eingestellt wird, zwei Tage unterwegs sind.
28 originale Ausstellungsstücke aus der legendären Retrospektive „Twentieth Century German Art“ von 1938 kamen auf diese Weise in die Liebermann-Villa, und was für welche! Aus dem Centre Pompidou in Paris eine Murnau-Landschaft aus Kandinskys expressionistischer Phase; aus der National Gallery Edinburgh das atemberaubend monumentale „Selbstbildnis eines „entarteten“ Künstlers“ von Kokoschka oder die farbkräftige Collage von Alexander Archipenko.

Restauratorin und Kurierin untersuchen die Murnau-Landschaft von Kandinsky.

Solche Bilder auszupacken zu dürfen, ist auch den Erfahrenen ein besonderes Erlebnis. Beim Auspacken werden dann – wie üblich – alle Bilder einer genauen restauratorischen Untersuchung unterzogen und die Protokolle abgeglichen, die vor dem Transport durch die Restauratoren der leihgebenden Museen angefertigt wurden. Dabei konnten wir auf der Rückseite einiger Werke noch die originalen Aufkleber der Londoner Ausstellung sehen. Deutlich zu lesen war der Aufkleber zum Beispiel auf der Rückseite der Archipenko-Collage. [...]  Mehr