Von Fälschungen und Familienlegenden

Die Liebermann-Villa ist in den letzten Jahren mehr und mehr zu einer Anlaufstelle für alle geworden, die sich mit dem Maler Max Liebermann beschäftigen und Fragen zu seinem Werk haben. Hierzu gehören auch diejenigen, die im Besitz zweifelhafter Bilder sind und Gewissheit haben wollen, ob es sich dabei um einen echten Liebermann handelt. „Dieses Bild habe ich von meinem Großvater geerbt, der immer davon sprach, dass es von Max Liebermann ist.“ So oder so ähnlich fangen die meisten Geschichten an, die uns per Brief oder E-Mail erreichen. Manchmal kommen die stolzen Besitzer auch direkt mit dem Bild unter dem Arm in die Villa. Die meisten aber schicken Fotos. Oft sind darauf Bilder zu sehen, die nicht im Entferntesten an Liebermann erinnern. So wurde mir ein kleines Aquarell vorgelegt, das die Prozession zweier märchenhafter Gestalten im Stile des Wichtel-Illustrators Fritz Baumgarten zeigt: einen Putto und einen Zwerg mit der Blüte einer Glockenblume als Mütze, die zwei übergroße Blumenstängel vor sich hertragen.

Fälschungen
Ein Liebermann? – Wohl kaum!

In solchen Fällen entfährt es mir manchmal: „Wie kommen Sie darauf, dass das Liebermann sein könnte?“, und stelle bei den drauf folgenden Antworten immer wieder fest, wie unzuverlässig Familienüberlieferungen sind: „Von dem Bild hat es in unserer Kindheit immer geheißen, dass es ein Liebermann sei und dass man darauf besonders achtgeben müsse“. In diesen Fällen tut es mir oft leid, Familienlegende zu entzaubern. Solange jedoch keine Signatur, also die Künstlerunterschrift „ M Liebermann“, auf dem Bild ist, hat die Entdeckung außer der Enttäuschung keine weiteren Folgen. [...]  Mehr