Das Jahr neigt sich auch in der Liebermann-Villa unweigerlich dem Ende zu; die Feiertage stehen vor der Tür und da wollen Geschenke gefunden werden! Nur gut, dass sich in unserem Museumsshop wieder zahlreiche neue Bücher und andere schöne Dinge eingefunden haben, die sich ganz vortrefflich zum Schenken eignen!
Allen voran wäre da die neue Publikation unseres Museumsdirektors, Dr. Martin Faass, über Max Liebermann aus dem Wienand Verlag zu nennen: ein gelungenes Künstlerporträt mit vielen Bildern, das es so über Liebermann noch nicht gab. Und dazu noch in einem handlichen Format! Ebenfalls ganz neu bieten wir einen Kalender2018 vom Ullstein-Bildarchiv mit historischen Fotos von Max Liebermann an. [...]Mehr
Schon wieder ist ein Gartenjahr vorbei und wir vom Gartenteam der Liebermann-Villa haben wie jedes Jahr Ende November unseren Saisonabschluss gefeiert.
Nun ist erstmal alles getan: Der größte Teil des Laubs ist beseitigt, die Tulpen- und Kaiserkronenzwiebeln sind gesetzt, die Gemüsebeete sind mit Rinderdung gedüngt, und die Rosen abgedeckt und unsere Dahlien und Agapanthen befinden sich frostsicher im Winterquartier. Jetzt ruht der Garten bis zum nächsten Frühjahr und auch unsere gemeinsame Gartenarbeit an den Dienstagen hat eine dreimonatige Winterpause bis Anfang März des neuen Jahres.
Gärtnermeisterin Kirsten Plathof mit dem ehrenamtlichen Gartenteam
Wenn wir unser Gartenjahr rückblickend in Bildern ansehen, erinnern wir uns auch an Momente, die wir beinah schon vergessen hatten: Im Februar beispielsweise das Teilen und Verpflanzen von fünf Agapanthen in neue Holzkübel (Im nächsten Frühjahr werden dann die restlichen Pflanzen geteilt und in neue Kübel gesetzt). Mit den ersten Sonnenstrahlen im März folgten dann die großen Pflanzaktionen auf der Blumenterrasse und im vorderen Liebermann-Garten. Gelbe und blaue Stiefmütterchen und bunte Frühlingsblüher wie Bellis und Hornveilchen bildeten erste Farbtupfer im noch winterkahlen Garten.
Im April begann dann unsere Gemüsesaison mit viel Salat und später auch Kartoffeln, Bohnen, Tomaten und Artischocken. Viele verschiedene Grüntöne im Mai ließen die Hochblüte der Tulpen und den Flieder leuchten. Die Obstblüte begann mit Aprikose und Kirschen und das blaue Band in den langen Beeten stand jetzt in voller Pracht. Im Juni dann war das Blütenmeer der roten und weißen Rosen im Heckengarten der unbestrittene Höhepunkt.
Blühende Stauden und Sommerblumen im Liebermann-Garten
Im Juli und August war der vordere Garten mit blühenden Stauden und Sommerblumen ein Lieblingsplatz der Besucher. Rote Dahlien schwebten vor der Fassade der Villa. ..Das war im Hochsommer. Für uns als Gartenteam sind dies die arbeitsamsten Monate der Saison. Wir pflanzen, jäten, grubbern, harken, putzen Verblühtes aus und ernten.
Im September gab es wieder unseren alljährlichen Gartentag. Viele begeisterte Besucherinnen und Besucher beteiligten sich an der Krokuszwiebel-Pflanzaktion auf der großen Wiese und kauften Tulpenzwiebeln und Sämereien.
Herbstnebel im Liebermann-Garten
Leider bringt ja ein Gartenjahr auch manchmal unangenehme Dinge mit sich: Zuerst kam der große Regen im August, der uns zwar eine zusätzliche Bewässerung fast vollständig ersparte, jedoch auch günstige Bedingungen für Pilzkrankheiten an Buchsbaum und Rosen schuf. Dann kämpften auch wir mit dem Buchsbaumzünsler, der schon seit längerem als Schreckgespenst in Berlin und Umgebung umhergeisterte und in benachbarten Gärten großen Schaden an Buchsbaumhecken anrichtete.Glücklicherweise gelang es uns erfolgreich, ihn mit biologischen Mitteln zu bekämpfen.
Im Oktober gab es dann schlimme Stürme, die unseren Garten aber weitgehend verschonten, so dass wir keine größeren Schäden zu beklagen hatten.
Da hat sich doch ein Rotkehlchen unbemerkt ein Nest in einer Gartentasche gebaut!
Und dann gibt es noch die ganz besonderen Momente, die wirklich rührend sind und unvergessen bleiben: Ein mystischer Nebeltag am Wannsee zum Beispiel oder aber das Rotkehlchen in Ursels Tasche! Da hatte sich doch tatsächlich im Frühjahr in der Tasche einer ehrenamtlichen Gärtnerin, in der sich ihre Arbeitskleidung befand und die sie im Überwinterungsraum der Agapanthen vergessen hatte, ein Rotkehlchen ein Nest gebaut! Es hatte darin Eier gelegt und diese auch ausgebrütet, sodass die Gartentasche im Mai zur Kinderstube von drei kleinen Rotkehlchen wurde. Ja, bei der gemeinsamen Gartenarbeit geschehen wundersame Dinge….
Jetzt schon freut sich das Gartenteam auf die nächsten Pflanzaktionen, das Jäten, Hacken und Ernten und auf die Kaffeepausen auf der Blumenterrasse, von der aus wir unser Werk zufrieden begutachten können. Denn: Wenn wir beim Saisonabschluss unseren fotografischen Jahresrückblick anschauen, sind wir in Gedanken schon wieder bei einem Dienstag im Frühling.
Autorin und Fotos: Kirsten Plathof
Kirsten Plathof ist Gärtnermeisterin der Liebermann-Villa
In diesem Winter zeigen wir in der Liebermann-Villa eine besondere Ausstellung: Die Schau ist der in Bonn geborenen Pressefotografin Käthe Augenstein (1899-1981) gewidmet. Die Ausstellung begleitet Augensteins Karriere vom Berlin der Weimarer Republik über einen Atelierbesuch bei Max Liebermann um 1930 bis hin zu ihren Arbeiten der Nachkriegszeit in Bonn. Die Fotos finden eine sehr positive Resonanz bei unseren Besuchern – was uns natürlich sehr freut!
Besonders beliebt ist Augensteins Foto-Serie aus dem sogenannten „Bonner Studentenbunker“, die sie im Herbst 1949 aufnahm. Kurz nach Kriegsende wurde ein ehemaliger Luftschutzbunker im Bonner Stadtteil Poppelsdorf in ein Studentenwohnheim umgewandelt. Trotz fensterloser Räume und einer Gebäudetemperatur, die der eines modernen Kühlschranks entsprach, war der Bunker unter jungen Leuten sehr begehrt, da er günstiger und mit mehr Freiheiten verbunden war als die Unterkünfte auf dem freien Markt. In einer kurzen Reihe von Aufnahmen erfasste Augenstein die verschiedenen Aspekte des Lebens im Bunker: von den einfachen Wohnverhältnissen bis hin zur lebendigen und geselligen Stimmung.
Für die Familie Pauly aus dem Rheinland hielt diese Fotoserie eine besondere Überraschung bereit. Während einer Fernsehreportage über die Ausstellung, die Mitte Oktober im RBB gesendet wurde, erkannten sie auf einem der Bilder ihren kürzlich verstorbenen Vater, Dr. Heribert Pauly, Jahrgang 1923. Die Familie nahm sofort Kontakt mit der Liebermann-Villa auf, um uns weitere Details über den Mann an der Schreibmaschine mitzuteilen.
Wie die Zeichnungen im Hintergrund erkennen lassen, war Heribert Pauly Student der Medizin und ganz in seine Arbeit vertieft, als Käthe Augenstein 1949 den Studentenbunker besuchte. Geboren in Wegescheid, etwa 50 km von Köln entfernt, hatte er sein Studium an der Humboldt Universität in Berlin begonnen, um dann 1947 auf Wunsch seiner Eltern ins Rheinland zurückzukehren. Im September 1947 wechselte er an die Universität in Bonn und bezog ein Zimmer im Poppelsdorfer „Studentenbunker“. Hier wohnte er zwei Jahre lang bis zum Ende seines Studiums.
Bis ins hohe Alter erzählte Heribert Pauly seiner Familie von seiner Zeit in diesem außergewöhnlichen Wohnheim: von den widrigen Umständen und der Dauerkälte, aber auch von den vielen Freundschaften, die er dort schließen konnte – unter anderem mit dem österreichischen Kommilitonen Otto Prokop, der 1956 als Professor für Gerichtsmedizin nach Ost-Berlin wechselte und später in seinem Fach weltweites Ansehen genoss.
In Augensteins Foto sehen wir Heribert Pauly an seiner Schreibmaschine. Er saß wohl an seiner Doktorarbeit, die er September 1949 einreichte. Noch im selben Monat verließ er den Bunker und heiratete seine Verlobte Erika Stolze. Das Paar zog nach Berlin, wo Heribert Pauly eine Stelle als Pflichtassistenzarzt im St. Hedwig-Krankenhaus in Mitte gefunden hatte. Im folgenden Jahrzehnt spezialisierte sich Pauly in der Kinderheilkunde, erst im Kinderkrankenhaus in Berlin-Lichtenrade, später im Städtischen Krankenhaus Moabit. Hier hatte er eine ganz besondere Aufgabe, er gehörte nämlich zu jenem Team, das im April 1957 das Gorilla-Kind Knorke aus dem Berliner Zoo behandelte, ein Fall, über den auch in der Ufa Wochenschau vom 10. April 1957 berichtet wurde. (Der Wochenschaubericht kann über diesen Link Online angesehen werden, 4:30 Min.).
Nach dem Schock des Mauerbaus 1961 wollte das Ehepaar Pauly Berlin verlassen. Sie verkauften ihr gerade gebautes Haus in Hermsdorf und zogen mit den inzwischen drei Kindern an den Niederrhein. Dort war Heribert Pauly ein Chefarztposten in der Kinderabteilung des Marien-Hospitals Wesel angeboten worden. Nach dem Abitur des jüngsten Kindes fing auch Erika Pauly an, als Ärztin in der Klinik zu arbeiten. Wie ihr Mann hatte auch sie in den späten 1940er Jahren ein Medizinstudium abgeschlossen.
Seit 1974 arbeitete das Ehepaar zusammen am Aufbau einer Spezialambulanz für Vorsorge und Frühförderung im Marien-Hospital, wo sie bis zu ihrer Pensionierung in den späten 1980er Jahren weiter tätig waren. Erika Pauly verstarb 2014, ihr Mann Heribert ein Jahr später im März 2015.
Dank Käthe Augensteins Fotografien erhielt die Familie Pauly einen neuen Einblick in das Leben ihres Vaters. Sie hatte vorher keine Fotos aus dieser Zeit gesehen und wusste auch nichts von Käthe Augensteins Besuch. Auch das Museumsteam konnte durch die Bunker-Fotoserie einen faszinierenden Einblick in die Kraft der Fotografie gewinnen – wie sich aus einem einzigen Bild ein ganzes Leben entwickeln lässt!
Autorin: Dr. Lucy Wasensteiner
Die Ausstellung “Käthe Augenstein – Fotografien” ist noch bis zum 12. Februar in der Liebermann-Villa zu sehen.
Wir danken der Familie Pauly für ihre Informationen und Erinnerungen!
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