Vom Küchenstillleben zur Blumenterrasse im Wannseegarten – Max Liebermann in der Sammlung des Kunstmuseum Gelsenkirchen

Ausschnitt des Selbstporträts von Max Liebermann. Es zeigt links einen Mann, der eine weiße Küchenkappe trägt und einen Schnauzbart hat. Rechts ist ein großes Blattgemüse.

Im vierten Teil unserer Gastblogging-Reihe „Wir feiern Liebermann!“ stellt Roger Rohrbach, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Kunstmuseum Gelsenkirchen, fünf Werke Max Liebermanns aus der Museumssammlung vor. Diese wurde seit 1950 stetig erweitert und umfasst heute unter anderem zwei sehr kontrastierende Selbstbildnisse Liebermanns, ein repräsentatives Porträt des Bankiers Julius Stern und zwei farbenreiche Wannseebilder.

Damit spannen sie einen Bogen seiner künstlerischen Entwicklung und sind neben Werken von Max Slevogt sowie Lovis Corinth ein wichtiger Bestandteil der impressionistischen Sammlung des Kunstmuseums Gelsenkirchen. [...]  Mehr

Sehnsucht nach Idylle – Max Liebermann und die Maler am Wannsee

Bei strahlendem Sonnenschein haben wir am 20. Oktober die Ausstellung “Sehnsucht nach Idylle – Max Liebermann und die Maler am Wannsee” eröffnet. Seither kamen rund 5000 Gäste in die Liebermann-Villa, um die Werke Max Liebermanns und seiner Malerkollegen Anton von Werner, Carl Becker, Oscar Begas, Hugo Vogel und Philipp Franck zu betrachten.

Erstmalig zu sehen sind Gartenbilder des Malers Hugo Vogel, der nur einen Steinwurf entfernt von Liebermanns Garten seinen eigenen Wannseegarten hegte und pflegte und sprühend impressionistische Bilder schuf, die bisher noch nie in einer Ausstellung gezeigt worden sind. Besonders gefreut hat uns, dass zwei Nachfahren von Hugo Vogel und ihre Familien bei der Eröffnung zugegen waren. Dies macht deutlich, dass sich die Geschichte Wannsees höchst lebendig ins Hier und Heute transportieren lässt.  [...]  Mehr

Nach 95 Jahren zurück am Wannsee

Am 10. Juni haben wir bei bestem Wetter unsere diesjährige Sommerausstellung, „Max Liebermann und Paul Klee. Bilder von Gärten“ eröffnet. Schirmherrin der Ausstellung ist die Schweizer Botschafterin in Berlin, Christine Schraner Burgener, die Anfang Mai 2018 zur Sondergesandten der UNO für Myanmar ernannt wurde. Trotz ihrer neuen Aufgabe hat es sich Frau Schraner Burgener nicht nehmen lassen, die Ausstellung persönlich zu eröffnen. Sie hatte sich darüber hinaus eine ganz besondere Überraschung für die Eröffnung überlegt: Sie übergab das Liebermann-Gemälde „Große Seestraße“ von 1923 aus dem Besitz der Schweizer Botschaft als Dauerleihgabe an die Max-Liebermann-Gesellschaft Berlin.

Enthüllung des Gemäldes “Die große Seestraße” im ehemaligen Atelier Max Liebermanns in Wannsee

Das Gemälde „Große Seestraße“ hing seit 1948 in den Räumen der Schweizer Botschaft nahe dem Reichstag. Besitzer war der damalige Schweizer Gesandte, François de Diesbach, der als Leiter der „Heimschaffungsdelegation“ der Schweiz in Berlin tätig war. Er hatte das Werk im Dezember 1948 im Auktionshaus Leo Spik für sich gekauft. Er verstarb kurz darauf, 1949, bei einem tragischen Segelunfall auf dem Wannsee. Seine Frau, eine Engländerin, die sich zum Zeitpunkt des Unglücks in Großbritannien aufhielt, kehrte nicht mehr nach Berlin zurück und erbat durch die Zusendung einer Liste, die persönlichen Gegenstände ihres Mannes zurück. Das Gemälde war nicht darauf verzeichnet. Daher verblieb es im Gebäude der Schweizer Botschaft. Die Witwe von Herrn de Diesbach verstarb 1984 und hinterließ keine Kinder. Über viele Jahre hing das Gemälde in der Botschaft. Zwischenzeitlich wurde es sogar mit einer Inventarnummer des Schweizer Bundesamtes versehen. Der originale Rahmen des Gemäldes ist leider nicht mehr erhalten. Der heutige Rahmen ist aus dem Jahr 2011.

Die UNO Sondergesandte Christine Schraner Burgener, Dr. Martin Faass, Dr. Hans Gerhard Hannesen (1. Vorsitzender der Max-Liebermann-Gesellschaft) und Viktor Vavricka von der Schweizer Botschaft

Das Gemälde „Große Seestraße“ zeigt eine Ansicht der von hohen Eichen gesäumten Straße Am Großen Wannsee, an die der Staudengarten des Liebermann-Grundstücks grenzt. Bei der Übernahme ihres Amts als Botschafterin in Berlin entdeckte Frau Schraner Burgener das bedeutende Liebermann-Gemälde in den Amtsräumen. Sie war sich sofort bewusst, dass dieser besondere Schatz einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden muss. Kein Ort war in ihren Augen hierfür besser geeignet als die Liebermann-Villa am Wannsee, wo das Werk einst entstanden war. Bei einem persönlichen Gespräch, das im Vorfeld eines Dinners zugunsten unserer Ausstellung „Max Liebermann und Paul Klee. Bilder von Gärten“ in den Räumen der Botschaft stattfand, eröffnete mir Frau Schraner Burgener ihre großherzige Absicht im Januar 2018. Am 10. Juni war es dann endlich soweit. Nach einer wissenschaftlichen Prüfung der Provenienz und einem Beschluss des Berner Bundesrates konnte das Gemälde „Große Seestraße der Liebermann-Villa als Leihgabe übergeben werden, wo es fortan einen prominenten Platz in unserer ständigen Sammlung einnehmen wird. Die Max-Liebermann-Gesellschaft Berlin dankt für diese großherzige Geste.

Autor: Dr. Martin Faass

Dr. Martin Faass ist Direktor der Liebermann-Villa

Das Gemälde der “Großen Seestraße” ist in der Dauerausstellung der Liebermann-Villa zu sehen.