2015 – ein Martha Jahr

Betrachtet man die Ankäufe für unsere Sammlung, so ist das Jahr 2015 ein regelrechtes Martha-Jahr gewesen: Insgesamt drei Liebermann-Zeichnungen mit Darstellungen der Ehefrau des Künstlers konnten wir in diesem Jahr für die Sammlung der Liebermann-Villa erwerben. Zum zwanzigjährigen Jubiläum der Max-Liebermann-Gesellschaft finanzierte die Weberbank im Mai 2015 die Kreide-Zeichnung Martha Liebermann mit ihrer Tochter Käthe. Im Dezember gelang es uns, mit einer Spendenaktion unter den Mitgliedern unserer Gesellschaft das Blatt Die Frau des Künstlers beim Lesen für die Liebermann-Villa zu sichern. Und ebenfalls im Dezember erklärte sich, durch die Spendenaktion angeregt, die Berliner Sparkasse bereit, die Mittel für eine weitere Martha-Zeichnung zur Verfügung zu stellen, für die Tuschzeichnung Lesende (Martha Liebermann). Die drei Arbeiten ergänzen in hervorragender Weise unsere bisherigen Ankäufe, vor allem das mit Hilfe der Ernst von Siemens Kunststiftung angekaufte Gemälde „Großmutter und Enkelin“, das seit 2008 ein fester Bestandteil unserer Dauerausstellung ist.

Max Liebermann, Die Frau des Künstlers beim Lesen, 1885, Max-Liebermann-Gesellschaft Berlin
Max Liebermann, Die Frau des Künstlers beim Lesen, 1885, Max-Liebermann-Gesellschaft Berlin

Wie viele Künstler, so hat auch Liebermann seine Ehefrau immer wieder gezeichnet. „Die Skizzenbuchblätter, auf denen er seine Frau und sein Kind gezeichnet hat“, schreibt sein Biograph Erich Hancke, „sind nicht zu zählen. Im Zimmer, draußen im Freien, auf der Reise, an der See […], es ist ein unaufhörliches, auf Schritt und Tritt folgendes, nimmer müdes Sich-mit-ihnen-beschäftigen.“ Auffällig bei all diesen Zeichnungen ist, dass ihm seine Frau fast nie Modell gesessen hat. Er zeichnete sie stets beiläufig, im Sessel sitzend, in einem Buch lesend oder schlafend und stellt sie so auch in seinen Gemälden dar. Angesichts dieser Bildnisse beklagte sich Martha einmal, dass „[…] wenn man sie dermaleinst nach den Zeichnungen ihres Mannes beurteilen wolle, so müsse man sie für eine reizlose und hinfällige Person halten.“ [...]  Mehr