Der Buchsbaumzünsler ist da

Schon seit vielen Monaten werde ich von Besuchern im Liebermann-Garten immer wieder nach dem Buchsbaumzünsler gefragt. Die Besucher kamen vorwiegend aus Süddeutschland oder Nordrhein-Westfalen. Bisher konnte ich immer glücklich sagen, dass wir damit keine Probleme haben und hörte mir nur die Horrorszenarien der anderen über diesen Schädling an. Doch als ich mitbekam, dass der Zünsler im Mai schon große Schäden in Potsdamer und Zehlendorfer Gärten angerichtet hatte, war mir klar, dass er nun auch bei uns vor der Tür steht.

Buchsbaumzünsler (Falter), Foto: Wikipedia
Raupe des Buchsbaumzünslers, Foto: Wikipedia

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Zünsler ist ein Falter aus Ostasien, der 2006 zum ersten Mal in Deutschland gesichtet wurde. Auch Österreich, die Schweiz, Frankreich und die Niederlande beklagen Schädlingsbefall. Der Zünsler hat hier in Mitteleuropa keine Fressfeinde; er befällt die Buchsbäume und zerstört sie oftmals komplett.

Ich besorgte mir also schon im Voraus Bekämpfungsmittel und konnte dann gleich handeln, als ich die ersten Schadbilder in unseren Buchsbaumkugeln und den Buchsbaum-Einfassungen der Beete entdeckte.

Buchsbaum mit typischem Zünsler-Schadbild

Aus diesem Grund sehen die Buchsbäume im Liebermann-Garten im Moment auch ein wenig strapaziert aus und haben stellenweise braune oder abgestorbene Stellen. Die Löcher in den Buchsbaumkugeln sind befallene Stellen, die ich herausgeschnitten habe. Leider erholt sich so ein alter Buchsbaum nur recht langsam und braucht einige Zeit um wieder neu auszutreiben.

Einige Buchsbaumkugeln im Liebermann-Garten haben durch die Schädlingsbekämpfung jetzt kahle Stellen

Zurzeit spritze ich den Buchsbaum mit einem biologischen Insektizid auf der Basis von Bacillus thuringiensis, das hier in Fachkreisen als hervorragend bezeichnet wird. In der Regel sind zwei Spritzungen im Abstand von einer Woche erforderlich, um eine Raupengeneration zu beseitigen. Die Raupen fressen die behandelten Blätter und nehmen das zunächst ungiftige Endotoxin der Bakterien auf. Durch chemische Prozesse im Darm der Raupen entfaltet sich ein Gift und die Schädlinge sterben. Wichtig für die Spritzung ist es, dass die Temperaturen über 15 Grad liegen und es vor, während und nach der Spritzung einige Stunden trocken ist, damit das Mittel einwirken kann. Erfolgreich ist die Bekämpfung auch nur während des Raupenstadiums. Ist die Larve erstmal verpuppt, wird es schwierig. Der Zünsler bringt innerhalb einer Vegetationsperiode bis zu sieben Generationen an Larven hervor. So kann man sich vorstellen, dass innerhalb kürzester Zeit ganze Buchsbaumbestände dem Kahlfraß zum Opfer fallen.

Ein Unglück kommt selten allein: Auch der Buchsbaum-Pilz “Cylindrocladium buxicola” setzt unserer Buchsbaumeinfassung zu

Leider kommt ein Unglück selten allein, denn durch die feucht-warme Witterung hatte sich auch der Buchsbaumpilz in diesem Sommer im Liebermann-Garten wieder sehr stark ausgebreitet. Da es zurzeit kein zugelassenes Pflanzenschutzmittel gegen den Pilz Cylindrocladium buxicola gibt, bleibt nur die Möglichkeit der Sortenwahl: „Herrenhausen“ ist eher resistent, „Suffruticosa“ sehr anfällig. Eine Stärkung der Pflanze mit Düngemitteln und die richtige Standortwahl beugen auch einem Pilzbefall vor. Ich werde unsere Bäumchen mit Algenkalk und Blattdünger wieder auf die Beine bringen. Ja, Buchsbaumeinfassungen und Formgehölze aus Buchsbaum sind die Säulen vieler Gärten und Parkanlagen. Daher wollen wir diese sensiblen Pflanzen natürlich auch in unserem Garten unbedingt erhalten.

Wer sich noch intensiver mit dem Buchsbaumzünsler befassen möchte, der mittlerweile eine eigene Webseite hat, kann sich folgende Seite im Internet dazu ansehen: https://www.buchsbaumzuensler.net


Autorin: Kirsten Plathof

Kirsten Plathof ist Gärtnermeisterin der Liebermann-Villa