Kirchner malt Liebermann

Im Liebermann-Haus am Brandenburger Tor wird an eine bemerkenswerte Begegnung von Im- und Expressionismus erinnert: Der Hausherr Max Liebermann trifft auf Ernst Ludwig Kirchner und umgekehrt.
Im Jahr 1926 reiste Kirchner aus Davos, wohin er sich wegen seiner angeschlagenen Gesundheit zurückgezogen hatte, nach Berlin und besuchte den fast achtzigjährigen Grandseigneur am Pariser Platz. Liebermann empfing den um 33 Jahre jüngeren Künstler in seinem Musikzimmer und war bereit, für ein Porträt Modell zu sitzen.

Kirchner
Ernst Ludwig Kirchner
Max Liebermann in seinem Atelier, 1927

Ergebnis dieses Besuches waren einige vorbereitende Zeichnungen, auf deren Grundlage Kirchner, nach Davos zurückgekehrt, sein beeindruckendes, expressionistisches Liebermann-Porträt malte.Dieses Gemälde, das dank einer großzügigen Spende im letzten Jahr durch die Nationalgalerie angekauft wurde, steht im Zentrum der präzise ausgewählten, sieben Werke umfassenden Kabinettausstellung im Liebermann-Haus am Brandenburger Tor. [...]  Mehr

Das Motiv der Näherin bei Liebermann und Van Gogh

Die aktuelle Sonderausstellung „Liebermann und Van Gogh“ zeigt, wie verblüffend ähnlich das malerische Interesse von Max Liebermann und Vincent van Gogh in den Jahren 1882 bis 1884 war. Beide stellten Handwerker dar, Weber, Feldarbeiter, Pflüger und Mittagszenen zu Tisch. Ein weiteres gemeinsames Motiv bilden nähende Frauen am Fenster. Ein direkter Vergleich zweier Werke veranschaulicht, wie unterschiedlich beide Maler zeitgleich mit ein und demselben Motiv umgegangen sind.

Max Liebermann Stopfende Alte am Fenster, 1880 © Privatbesitz, Foto: Tammo Ernst
Max Liebermann
Stopfende Alte am Fenster, 1880, Privatbesitz,
Foto: Tammo Ernst

Sowohl Van Goghs Aquarell „Die Näherin beim Fenster“ von 1881 als auch Liebermanns „Stopfende Alte am Fenster“ (1880) zeigt eine ältere Frau an einem Fenster, die mit Näh- bzw. Stopfarbeiten beschäftigt ist. Während Van Gogh hier am Anfang seiner künstlerischen Tätigkeit ist und noch mit dem Finden der richtigen Proportionen beschäftigt ist, zeigt Liebermanns Ölgemälde eine gekonnte Bildkomposition, die sich an den Vorbildern der niederländischen Malerei des Goldenen Zeitalters orientiert. Nicht umsonst ist dieses Gemälde eines der bekanntesten und populärsten Liebermanns geworden. Das hereinflutende Licht und der Ausblick auf die leuchtend grüne Natur draußen schaffen eine Atmosphäre, die Mensch und Umgebung zu einer Einheit werden lässt. Zwar ist alles auf die Arbeit bezogen, dennoch regt das Gemälde die Phantasie des Betrachters an. Der Blick schweift durch das Zimmer, die auf der Fensterbank und auf dem Stuhl liegenden Nähutensilien – das Gemälde erzählt eine Geschichte. [...]  Mehr

Die Blumenterrasse in geranienrot

Man sagt, Max Liebermann habe Jahr für Jahr die sommerliche Bepflanzung der Blumenterrasse mit roten Geranien gegen den Willen seiner Familie durchgesetzt.
Aber welche Sommerblume sonst hat dieses leuchtende Rot und eine extrem lange Blühfähigkeit zu bieten? Die leuchtkräftigste rote Geranie zu Liebermanns Zeiten war die Sorte „Meteor“, die um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zu einer der beliebtesten Gruppenpflanzen wurde und in Hamburgs Privatgärten zu dieser Zeit selbstverständlich zur Sommerausstattung gehörte.
Von den einen wegen ihrer Eintönigkeit verpönt, von den anderen wegen ihrer Leuchtkraft und Blühfreudigkeit geschätzt, hatte die Geranie schon immer Freunde und „Feinde“.
Dem Maler Max Liebermann war der starke Komplementärkontrast der Farben rot und grün, die sich nebeneinander platziert zu höchster Leuchtkraft steigern, besonders wichtig. Und auch wenn seine Familie der Geranie überdrüssig war, fand sich so leicht keine andere Pflanze, die in Farbkraft und kompaktem Wuchs- und Blühverhalten die Geranie ersetzen konnte.

Noch sind die Schmuckbeete der Blumenterasse leer, die Geranien stehen aber schon bereit.
Noch sind die Schmuckbeete der Blumenterasse leer, die Geranien stehen aber schon bereit.

Botanisch gesehen ist die „Geranie“ eine Pelargonie. Sie gehört wie die bei uns heimische Gattung Geranium zur Familie der Storchschnabelgewächse. Im Gegensatz zu unserer heimischen Vertreterin ist die Pelargonie nicht frosthart. Ihre Heimat liegt in den südafrikanischen Küstenländern. Im 17. Jahrhundert gelangte sie erstmals nach Europa in die botanischen Gärten von Leiden und London. Aus Kreuzungen verschiedener Pelargonium-Arten sind an die 10.000 Sorten hervorgegangen. Bis heute gehört die „Geranie“ zu den beliebtesten Sommerblumen. Sie ist relativ pflegeleicht. Bei regelmäßiger Bewässerung und Düngung (Flüssigdünger 1x pro Woche) blüht sie bis zum ersten Frost. Das Ausputzen der verblühten Blütenstände fördert die Bildung neuer Blüten. Was sie nicht mag, ist Wasser von oben. Das lässt die Blüten schwarz und unansehnlich werden. [...]  Mehr